Zusammenfassung
Der Versöhnungsgedanke wurzelt sich in theologisch-religiösen Traditionen vom Judentum und Christentum und drückt den Anspruch auf gegenseitig annehmbare, friedliche Lösungen von Konflikten in unterschiedlichen Sphären der sozialen Welt aus.
Hegel hat die Versöhnung zu einem zentralen philosophischen Begriff ausgearbeitet. Die Versöhnung hat in seiner praktischen Philosophie zwei grundlegende Bedeutungen: 1. Sie ist ein Strukturierungsprinzip im System des Geistes 2. Sie ist Verhaltensmuster vernünftiger Einsicht und affirmativ-vernünftiger Einstellung zu der Wirklichkeit, zu sich und zu anderen.
Eine affirmativ-positive theoretische und praktische Einstellung zu Problemen des Menschseins und des Individuumsseins im 21. Jahrhundert, die in sich auch negativ-kritische Strukturelemente und Funktionen enthält, bietet eine relevante Dimension und Perspektive für zeitgenössische philosophische Weltdeutungen an.
Die Versöhnung erhält eine ausgezeichnete Rolle in den komplexen modernen Gesellschaften mit Konflikten von verschiedenster Art: Als Verhaltensmuster von vernünftiger Einsicht und praktischer Einstellung auch von denjenigen Subjekten, die eigene Erfahrungen der Nichtanerkennung haben und zugleich an sozialen Korrekturen interessiert sind, gewinnt sie erheblich an Bedeutung für angemessenes Handeln in dem neuartigen und vielfach konfliktbelasteten sozialen Umfeld.
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Rózsa, E. (2018). Versöhnung. In: Siep, L., Ikaheimo, H., Quante, M. (eds) Handbuch Anerkennung. Springer Reference Geisteswissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19561-8_13-1
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